Diebischer Schwabenhain
(WÜRTTEMBERG)
2005-2010
Der Genuss dieses Weines führt unweigerlich zu einer schweren Zunge und
sollte aus diesem Grund unter keinen Umständen bei wichtigen
gesellschaftlichen Anlässen serviert werden. Selbst Grabreden können unter
Einfluss dieses stark alkoholhaltigen Getränkes entgleisen.
Aroma: entsetzlich tanninhaltig, missverstanden.
Bouquet: braunes Fallobst, schrilles, zeterndes Vorgängermobbing,
unnachvollziehbare grammatikalische Assemblage, flüchtiges Kulturgut in
vernagelter Kunstkiste.
Abgang: beleidigt stotternd, frühe Vorbereitung durch uneinsichtige
Ruhmesreden („..Meine Rede war öffentlich ernst gemeint und die bleibt so
stehen..“), Weglobung zur europäischen Sprachheilschule.
|
|
Grausiger Höhlendümpler
(BADEN)
2010 -2011
Dieser junge, unsensible Tropfen brüskiert den Weinkenner und sollte sofort
aus jedem Sortiment genommen werden. Önologen haben auf die gesundheitlichen
Gefahren dieses Weines bereits hingewiesen, da vermutet wird, dass er mit
radioaktiv verseuchtem Kühlwasser verdünnt wird.
Aroma: aufdringliche, undefinierbare Note, schleimige Avancen, urzeitlich -
rudimentäres Aroma.
Bouquet: frei von Bildungsreserven und Geschichtsunterricht, ignorante
verschimmelte Socken, unkontrollierbarer Keulen schwingender Machtwille,
feuchter Kühlturmdunst, Paris - Stuttgart - Bratislava.
Abgang: schnell mit fadem Nachgeschmack ohne Restlaufzeit.
Bei den verbleibenden Weinen handelt es sich um: Furchtbare Reichslese
(BADEN) 1966 – 1978, Schwäbisches Sonnenglück (WÜRTTEMBERG)1978 –
1991,Schwarzer Teufelsfuß (WÜRTTEMBERG)1991-2005
|
Camouflage
Finstere Wälder
Das Waldwerk „Kuno 1“ bei Leipheim blieb zunächst unentdeckt. Auch die
Bevölkerung ignorierte den Lärm der beim Errichten der Fertigungshallen und
dem Zusammensetzen der ersten Düsenjäger Me 262 entstanden sein muss. Der
Fusel und die SS im Gasthaus Germania hatten die Sinne der Leipheimer
derartig benebelt, dass sie auf der Autobahn startende Flugzeuge
bewunderten, die aus der Luft und keinesfalls aus dem Wald kommen konnten.
Farbiges Gepränge auf hoher See
Im Ersten Weltkrieg besorgte der britische Künstler Norman Wilkinson sich
und seinen Kollegen eine angenehme Beschäftigung, indem er seine Idee der
Dazzle – Tarnmuster gewinnbringend verwirklichen konnte. Britische Schiffe
sollten fortan U-Boote und feindliche Marine durch irre Muster täuschen, die
es dem Gegner unmöglich machten Fahrtrichtung und Kontur auszumachen. Die
Verwirrung war groß, der Erfolg letztendlich mäßig - doch auf diese Weise
blieben zumindest einige Künstlerleben erhalten.
Das ist unser Haus
Die Soldaten des Ouvrage Hochwald im Elsass liebten ihre geräumige
Befestigungsanlage.
In den unterirdischen Stollen konnten sie 2000m – Lauf machen und
schmackhafte Konserven verzehren. Zunächst wollte sich der Feind nicht
blicken lassen. Als er dennoch aus einer anderen Richtung kam, weigerten
sich die klugen Soldaten in Hochwald die sichere Anlage zu verlassen und
ließen kein Lebewesen herein oder
heraus. Leider wurde ihnen verboten bis zum Kriegsende auszuharren.
|
Sich mit fremden Federn schmücken
Der ehemalige Verteidigungsminister Karl Theodor von Guttenberg versuchte
sich mit fremden Federn zu schmücken. Er verfasste eine großartige
Dissertation, die von der Universität Bayreuth mit „summa cum laude“
bewertet wurde. In Wirklichkeit handelte es sich bei der Schrift allerdings
meistenteils um ein Plagiat, denn Guttenberg beherrschte weder die Kunst des
Zitierens noch waren vernünftige Quellenangaben in der Arbeit zu finden.
Guttenberg wehrte sich zunächst vehement gegen die Vorwürfe, er habe
abgeschrieben, räumte später allerdings ein er habe seine Dissertation
nachträglich an einem Wochenende (immerhin) durchgelesen und ein paar
Zitierfehler entdeckt. Diese Fehler seien ihm wohl unterlaufen, weil er
politisch während seiner Promotion so angespannt arbeiten musste.
Neoliberalisten bewunderten Guttenberg trotz alledem weiterhin und
versuchten die wissenschaftlichen Arbeitsweisen etwas zu lockern, denn
geistiges Eigentum gibt es in Zeiten den Internets ohnehin nicht
mehr....also....alles nicht so schlimm.
Letztendlich musste Karl Theodor aufgrund seines wissenschaftlichen Fauxpas
auf den Doktortitel verzichten. Den Adelstitel durfte er behalten.
Guttenberg hatte mit seinem Plagiat nur den Anfang gemacht. Seinem Vorbild
folgten etliche weitere Politiker der FDP und der CDU, die offensichtlich
auch nicht wissen, wo sich Fußnoten und Anführungsstrichfunktionen auf dem
Computer befinden.
Weitere Bildtexte der Reihe Deutsch als Fremdsprache, Lektion 2 –
Komplizierte Redewendungen“:
„Den Stein ins Rollen bringen“, Ein X für ein U verkaufen, „Eine Laus in den
Pelz setzen“, „Leben wie die Made im Speck“, „Der Wolf im Schafspelz“
|